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  • AutorenbildCornelia Egg-Moewes

Freud und Leid teilen

Ansprache zu Joh 12, 20-24 / Sonntag Lätare 2021

I. Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben“, sagt Jesus.

„Sonst bleibt es allein.“


Aber ich frage: Warum dieser Weg durch den Tod?


Ach Gott, dein Korn ist in dieser Welt eh schon klein

und wird so leicht übersehen.

Warum schickst du´s auch noch in den Tod?


Erst recht heute: An einem Tag im Frühling,

an dem die Freude aufblühen will.


II. Da sind Menschen unterwegs

und wollen Jesus sehen.

Sie haben bereits einen langen Weg hinter sich.

Sie suchen und fragen.

Jetzt wollen sie durch ihn erkennen und verstehen.


Und so sehe ich auch uns:

Unterwegs auf dem Weg;

und ein Leben lang unterwegs zum Glauben.

Einem Glauben, den wir ja nicht wie einen Zieldurchlauf ein für allemal erreichen.


Auf dem kleinen Wegabschnitt heute Morgen

sind wir hierher gekommen, um miteinander zu feiern.

Wie die Griechen damals zum Passah.


Wir suchen und fragen.

Wir wollen wenigstens hin und wieder

etwas an Sinn in unsrem Dasein erkennen;

und davon erleben, wie sich Gott uns zuwendet.


Manchmal haben wir es schon erlebt,

dass das kleine Korn aufgeht

und wir spüren die Freude, die Gott uns schenkt.


Manchmal brauchen wir jemanden,

um nicht allein auf dem Weg zu sein.

Jemanden, der sich für uns einsetzt,

vielleicht sogar Worte findet für unsre Fragen.

Wie es die Jünger Philippus und Andreas für die Griechen hier tun.


Aber in meinem Suchen muss ich wieder fragen:

Was bekommen die zur Antwort?


Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben,

sonst bleibt es allein.

Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.


Nur, da finde ich erst mal keine Antwort.

Das ist nicht das, was wir Menschen hören wollen.

Weder damals die Griechen, noch wir heute.


Wenn am Ende der Tod steht,

was bitte sehen wir hier von Gott,

das unserm Leben jetzt Gutes gibt?


III. Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt,

dann wird es nicht allein bleiben.

Dann bringt es viel Frucht.


Was wir hier von Gott sehen, ist ein sterblicher Mensch.

Das bekommen wir nur schwer zusammen

mit dem Bild vom mächtigen Gott.


Aber diesen Gott bewegt seit jeher ein Ziel:

Er will nicht alleine bleiben.

Deshalb kommt er in unser Leben und teilt es mit uns.


In Jerusalem ist Jesus auf dem letzten Wegabschnitt –

und den geht er uns voran.


Das ist kein Triumphweg. Auch für ihn nicht.

Es geht wie für das Weizenkorn in das Dunkel der Erde.


Jesus stirbt, weil wir sterben.

Der ewige Gott teilt unser Leben,

und eben auch unsern Tod.


Und hier legt er den Keim,

der unsre Fragen beantworten wird.

Das Weizenkorn stirbt,

damit aus ihm der Lebensbaum wächst.


IV. Was heißt das für uns hier und jetzt?


Was wir im Moment sehen, das ist: Gott im Leid,

in der Passion.

Verlassen von allen.

So wie es leider Menschen in den letzten Monaten auch oft erlebt haben.

Und wir alle bleiben hier nicht nur Zuschauer.

Es geht um unser Leben und Sterben.


Und das teilt Gott in allen Farbschattierungen:

Jeden Wegabschnitt, auf dem wir suchen und fragen,

uns vielleicht sogar verirren, den geht er mit.

Jede seltsame Woche, die wir gerade erleben,

hält er mit uns aus.

Und jedes kleine Anzeichen, das jetzt aus der Erde spießt,

begrüßt er mit uns und freut sich über beginnendes Leben.


Die Früchte vom Lebensbaum sind nicht erst für die Ewigkeit bestimmt.


„Die Stunde ist gekommen!“, sagt Jesus.

„Jetzt wird der Menschensohn in seiner Herrlichkeit sichtbar.“


Und während wir noch suchen und fragen,

in der Passion unterwegs sind,

stößt er die Tür zum neuen Leben bereits auf.


Wo immer wir gerade auf dem Weg sind:

Da ist auch einer, der uns jetzt schon einen Blick durch die geöffnete Tür werfen lässt.

Und was wir da sehen, ist: Gott, der sich darauf freut,

auch seine Herrlichkeit mit uns zu teilen.


Aus der dunklen Erde keimen bereits die ersten Anzeichen.

Es mag sein, dass die Freude in unsrer Welt unscheinbar wächst.

Aber – trotz allem: sie ist da.

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